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BESPRECHUNG
PERRY RHODAN


Perry Rhodan

Perry Rhodan Nr. 248
Clark Darlton:
Unter Einsatz seines Lebens


Der "Goldene" gibt den Befehl – und die Vernichtungsflotten sammeln sich ...

Pabel-Moewig, Juni 1966

Titelbild: Johnny Bruck
(c) Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

 

Unerkannt operieren terranische Raumschiffe unter der Führung Perry Rhodans 100.000 Lichtjahre vor der Nachbargalaxis Andromeda. Diese wird von grausamen Tyrannen beherrscht, die sich die Meister der Insel nennen. Sie haben das Hauptvolk Andromedas, die Maahks, versklavt und die Planeten revoltierender Maahk-Stämme vernichtet. Da schlägt Grek 1, ein ehemaliger Geheimdienstoffizier der Maahks, Rhodan einen gewagten Plan vor. Er will herausfinden, wie die weiteren Pläne der Meister aussehen und vor ihnen verbergen, dass es Helfer aus einer fremden Galaxis sind, die nach Andromeda vordringen. So kapern Rhodans Leute ein Raumschiff der Twonoser, um Grek 1 und ein kleines Team Mutanten auf den Planeten Alpha-Zentra zu bringen, wo eine Geheimkonferenz hoher Maahk-Offiziere stattfindet. Es gelingt Grek, sich in die Konferenz einzuschleusen. Da wird in einem Hotel die Leiche des Flottenkommandanten gefunden, dessen Identität er angenommen hat. Nun zieht sich die Schlinge um Grek enger. Doch ihm war von Anfang an klar, dass dies eine Mission ist, bei der er sein Leben aufs Spiel setzt.

Der Roman spielt etwa zur Halbzeit des legendären Meister-der-Insel-Zyklus, dem goldenen Zeitalter der Perry-Rhodan-Serie. Schon auf den ersten Seiten kommen viele Namen und Begriffe vor, die dem langjährigen Perry-Leser ein Gefühl tiefer Vertrautheit vermitteln: Andromeda, Gleam, Atlan, Icho Tolot, Cart Rudo, Posbis, Transmitter, Einsteinuniversum, Lichtjahre, Lichtsekunden, Gravos. Doch für mich war das alles vollkommen neu. Denn dies war eines der beiden Romanhefte mit bunten Titelbildern, die mir ein Nachbarjunge Mitte der Siebziger Jahre in die Hand drückte und die von einem Weltraumhelden namens Perry Rhodan handeln sollten. Der Witz ist: All diese unbekannten Wörter und eigenartigen Andeutungen machten den Text für mich umso faszinierender: Da gab es offenbar ein komplexes Universum, das bis ins Detail ausgearbeitet war, und der Autor wusste genau, wie die Zukunft aussah, von der er da schrieb. Darüber wollte ich natürlich mehr erfahren.

Das Wesentliche aber ist, dass der Roman auch funktioniert, ohne dass der Leser die Zusammenhänge verstehen muss, in die er eingebettet ist: "Unter Einsatz seines Lebens" ist einfach ein astreiner Spionageroman im SF-Gewand. Und er handelt von Lebewesen, die uns zunächst zwar fremd und die auch nicht ohne Makel sind, in die wir uns aber sofort hineinversetzen können. Perry Rhodan, der Titelheld der Serie, ist seltsamerweise gar nicht die Hauptfigur des Romans, sondern taucht eher nur als Strippenzieher im Hintergrund auf. Stattdessen steht im Vordergrund der Maahk Grek 1, ein Wesen, wie es fremdartiger nicht sein kann: ein Monster mit Schuppenhaut, Raubtiergebiss, vier Augen und einem sichelförmigen Kopf, der direkt auf der Schulter sitzt. Im Innern des Heftes führen uns Illustrationen von Johnny Bruck noch einmal die Fremdartigkeit dieses Wesens vor Augen. Dieser Maahk befindet sich zu Beginn der Geschichte in Rhodans Gefangenschaft und wird dann ein Freund der Menschen, jedoch aus eigenem Interesse, da er in erster Linie seinem Volk helfen will. Er wird im Laufe der Geschichte sogar zum Mörder, dennoch ist er die "menschliche" Identifikationsfigur des Romans. Am Ende opfert er sich, um den Verdacht von den Terranern abzulenken und den Keim zu legen für den Widerstand der Maahks gegen die Meister.

Die zweite Hauptfigur des Romans ist der Mausbiber Gucky, der die kleine Gruppe von Mutanten anführt, die Grek auf Alpha-Zentra im Hintergrund unterstützen. Da die Maahks in einer Atmosphäre aus Wasserstoff, Ammoniak und Methan leben, verschanzen sich Gucky und die Mutanten in einem kleinen mit Sauerstoff gefüllten Raum inmitten einer feindlichen Umgebung und verbringen die meiste Zeit mit Warten, so wie das Leben von Geheimagenten eben hauptsächlich aussieht. Gucky, die gedankenlesende Maus, ein niedliches Wesen vom Planeten Tramp, das gern Mohrrüben isst und Schabernack treibt, wurde von Autor Clark Darlton in Heftroman Nr. 18 als komische Nebenfigur in die Perry-Rhodan-Serie eingeführt und ist dort seitdem nicht mehr wegzudenken. Das Besondere aber an Gucky ist: Er ist nicht einfach nur eine drollige Witzfigur mit niedlichem Blick, sondern ein Wesen voller Weisheit und Tragik. Nirgends zeigt sich das besser als in diesem Roman, in dem Gucky nicht nur witzig, sondern auch rührend ernst ist.

Clark Darlton, eigentlich Walter Ernsting, einer der wichtigsten Autoren der deutschen Nachkriegs-SF, Mitbegründer der Perry-Rhodan-Serie und Schöpfer einiger der liebenswertesten Figuren des Perryversums, starb 2005. Er ist jetzt in einer anderen Welt fürs Geschichtenerzählen zuständig.



Text: (c) Olaf Brill
Veröffentlicht am 15. September 2011