retrosektor.de
> THEMEN    > BESPRECHUNGEN    > WERKSTATTBERICHTE    > IMPRESSUM    > DATENSCHUTZ

PERRY RHODAN    > Zum Mond und darüber hinaus    > Rückkehr ins Raumschiff Rosengarten

BESPRECHUNG
PERRY RHODAN


Perry Rhodan

Perry Rhodan Nr. 1007
William Voltz:
Die Kosmische Hanse


Ein Fremder taucht auf – im Jahr 424 NGZ

Pabel-Moewig, Dezember 1980

Titelbild: Johnny Bruck
(c) Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

 

Im Jahr 424 NGZ ist auf der Erde das Verbrechen abgeschafft, in der Milchstraße herrschen Wohlstand und Frieden. Doch da geschieht mitten in der Hauptstadt Terrania etwas Anachronistisches: Jemand verübt einige Einbrüche und Raubüberfälle. Der Täter ist Robert W. G. Aerts, der letzte Kriminelle. Währenddessen wird in mehreren Lichtjahren Entfernung ein geheimnisvoller Flugkörper geortet, der sogar das kosmische Hintergrundrauschen beeinflusst und direkt auf das Wega-System zusteuert. Perry Rhodan persönlich begibt sich mit seinen Mutanten in den Wega-Sektor, um das Rätsel zu lösen. Doch das Flugobjekt ist durch eine mentale Barriere geschützt, die offenbar nur durch Lebewesen durchbrochen werden kann, die etwas Unmoralisches in sich tragen. Gleichzeitig empfangen die Mutanten Impulse, die darauf schließen lassen, dass sich in dem Flugobjekt ein Passagier befindet, der möglicherweise Hilfe braucht. Da lässt Rhodan Aerts, den letzten Verbrecher, von der Erde holen. Er allein kann die Sperre durchdringen und als Vertreter der Menschheit Kontakt zu dem Wesen im Inneren des Objekts aufnehmen.

Nur wenige Wochen vor Erscheinen dieses Heftes war Perry-Rhodan-Heftroman Nr. 1000 erschienen, ein gigantischer Jubiläumsband, wie es nie zuvor einen gegeben hatte und wohl auch nie wieder einen geben wird, verfasst von Chefautor William Voltz, der darin das Universum der Serie neu definiert und nicht nur Ereignisse kosmischen Ausmaßes geschildert, sondern auch angedeutet hatte, dass Perry Rhodan und seinen Vertrauten weitere solcher Ereignisse noch bevorstanden.

Doch nach dem großen Band 1000 schaltete die Handlung in den Heften 1001-1006 erstmal auf eine andere Ebene, in der die Abenteuer einiger Angehörige eines bisher unbekannten Volkes geschildert wurden, der Betschiden, die auf dem fernen Planeten Chircool lebten. Erst Heft Nr. 1007 war dann der heißersehnte Roman, in dem endlich zu Perry & Co. zurückgeschaltet und die Geschichte der Kosmischen Hanse weitererzählt wurde.

Schon das Titelbild war eine Überraschung: Es zeigte Clark Darlton, den Mitbegründer der Serie, mit seiner Lieblingsfigur Mausbiber Gucky, der sogar eine Mohrrübe in der Hand hielt. Wer zwei Monate zuvor auf dem Perry-Weltcon in Mannheim gewesen war, hatte dieses Gemälde bereits gesehen, das dort neben anderen Werken des Malers Johnny Bruck ausgestellt war. Doch niemals zuvor war ein Autor der Serie auf dem Titelbild dargestellt worden!

Im Roman dann galt es natürlich, die weitere Geschichte der Kosmischen Hanse zu lesen, jener galaktischen Handelsorganisation, die Perry Rhodan in Heft Nr. 1000 gegründet und daraufhin das Jahr 1 Neuer Galaktischer Zeitrechnung (NGZ) ausgerufen hatte. Heft Nr. 1007 spielte ganze vierhundert Jahre nach Nr. 1000, in einer utopischen Zukunft, in der sich alle Menschen duzten und negative psychische Veranlagungen bereits im Kindesalter erkannt und korrigiert wurden. Nun standen jene Entwicklungen kosmischen Ausmaßes bevor, die in Nr. 1000 angedeutet worden waren. Der Roman wurde erneut geschrieben von Willi Voltz, dem Hauptverantwortlichen für die Richtung, in die die Serie nun steuerte.

Großes galt es also zu erzählen. Und dann beginnt der Roman, der so gravitätisch daherkommen könnte, mit einem Mann, der in einem Kaufmannsladen arbeitet. Der Mann ist dick, die Theke um ihn herum kreisförmig. "Wenn Smago innerhalb des Kreises stand, sah es aus, als hätte er sich einen gewaltigen Ring um den Bauch gebunden", schreibt Willi Voltz auf der ersten Seite des Romans. Das war Willis Talent: mit einfachen Worten lebendige Bilder zu erzeugen. Seine Hauptfiguren waren oft nicht die großen Helden und Anführer, sondern einfache Menschen in ungewöhnlichen Situationen, oft moralisch fragwürdige Figuren, die dennoch das Richtige taten, so wie Robert W. G. Aerts, der letzte Verbrecher. Wenn Willi an der Schreibmaschine saß, dann steckten plötzlich Menschen in den Raumanzügen.



Text: (c) Olaf Brill aus der Hansestadt Bremen
Veröffentlicht am 15. September 2011