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PERRY RHODAN    > Zum Mond und darüber hinaus    > Rückkehr ins Raumschiff Rosengarten

THEMA
PERRY RHODAN


Perry Rhodan

Zeichnung: (c) Ralph Niese

 

Zum Mond und darüber hinaus


Im September 1961 startete der deutsche Romanheld Perry Rhodan ins Weltall. Seitdem erscheint jede Woche ein Heft mit seinen Abenteuern. Über 2600 sind es inzwischen, und "der Erbe des Universums" fliegt auch nach fünfzig Jahren immer noch weiter. Olaf Brill hat einige der alten Hefte wieder hervorgeholt und schreibt über fünf Perry-Romane aus fünf Jahrzehnten. Ein persönlicher Rückblick.


Weltraum-Jahre

1961, als das erste Perry-Rhodan-Heft erschien, war ein Jahr des Weltraums. Im April umrundete der russische Kosmonaut Juri Gagarin mit seinem Wostok-Raumschiff die Erde. Im Mai hielt der amerikanische Präsident John F. Kennedy seine berühmte Rede, in der er den Flug zum Mond innerhalb eines Jahrzehnts ankündigte. Bereits im September war es ein deutscher Heftromanheld, der dieses Ziel erreichte: Der amerikanische Raumfahrer Major Perry Rhodan, "Astronaut und Kernphysiker, Nebengebiet atomare Strahltriebwerke", landete mit dem Raumschiff STARDUST auf dem Erdtrabanten.

Das Jahrzehnt, das folgte, war eine Zeit der Sehnsucht nach immerwährendem technischen Fortschritt und der Möglichkeit, immer höhere Ziele erreichen zu können. Es war aber auch eine Zeit, in der sich Ost und West waffenstarrend gegenüberstanden und ein Funke jederzeit den ganzen Erdball in Flammen setzen konnte. Am Ende des Jahrzehnts herrschte ein atomares Patt zwischen den Weltmächten USA und Sowjetunion, Kennedy und Gagarin waren tot, und reale Landungen auf dem Mond fanden zwar statt, aber nur in einem Zeitraum von etwa dreieinhalb Jahren.

Doch Major Rhodan landete nicht nur auf dem Mond, sondern einigte auch die Menschheit und stieß danach immer weiter in den Weltraum vor. Er machte auf den Seiten der Heftromane den Traum wahr, den die Welt 1961 geträumt hatte und der in der Realität in immer weitere Ferne gerückt war.


Traum von der Zukunft

Geboren 1967, zwei Jahre vor der ersten realen Mondlandung – ich bin ein Kind der Weltraum-Jahre. Und obwohl das Apollo-Mondflugprogramm bereits 1972 beendet wurde, gab es immer noch den Traum von Weltraumreisen und wissenschaftlichem Fortschritt: in der Science Fiction. Mitte der Siebziger Jahre drückte mir ein Nachbarjunge zwei Romanhefte in die Hand, in denen ein gewisser Major Rhodan nicht nur den Mond erreicht, sondern auch den Weltraum erobert hatte.

Die Romane strotzten vor fremdartigen Ausdrücken wie Transmitter, Bolither, Maahks, Terraner und erweckten damit den Eindruck einer sich echt anfühlenden, detailliert ausgearbeiteten Zukunftswelt. Im Jahr 2000, jenem weit entfernten Zukunftsjahr, so rechnete ich aus, würde ich bereits dreiunddreißig sein. Aber so lange wollte ich nicht warten: Ich wollte sofort wissen, wie die Zukunft aussehen könnte.

Im Jahr 1978 begann eine tolle Zeit für Jungs, die sich für Science Fiction interessierten: Im Februar lief in den deutschen Kinos der amerikanische Spielfilm "Krieg der Sterne" an, der ein Märchen aus einer fremden Galaxis erzählte, in der Zukunftstechnik und Weltraumfahrten zum Alltag gehörten. Die Redaktion der Perry-Rhodan-Serie brachte dazu ein "Perry Rhodan Sonderheft" heraus, das sich ganz mit dem neuen Film befasste. Ich kaufte das Heft, sah den Film, und erinnerte mich auch an die beiden Romanhefte, die mir der Nachbarjunge Jahre zuvor geliehen hatte.

Wer in diesem Jahr vom Weltraumfieber gepackt war, hatte neben dem "Sonderheft" viele Möglichkeiten, die Perry-Rhodan-Serie kennen zu lernen: Die Heftserie erschien in vier Auflagen, im August startete dazu die zweite Auflage der Ableger-Serie "Atlan", im September erschien, ganz in silber, das erste Buch mit einer Neubearbeitung der frühen Hefte, im Oktober die dritte Auflage der "Planetenromane"-Taschenbücher, und im November kam Heftroman Nr. 900 heraus, "Laire" von William Voltz. Währenddessen gab es Science Fiction in allen Medien: Alte Filme wurden im Fernsehen und im Kino wiederaufgeführt. Ich sah unter anderem "Planet der Affen" und "2001: Odyssee im Weltraum", und mein Zimmer schmückten Poster wie die Risszeichnung vom "Raumschiff der Wynger".

Es muss auch 1978 gewesen sein, da entdeckte ich mit einem Schulkameraden ein Antiquariat, das Romanhefte verkaufte, und da gab es doch tatsächlich in Kisten, nach Nummern sortiert, auch Perry-Rhodan-Romane! An der Kasse saß eine alte Frau, die wahrscheinlich den ganzen Tag Liebesromane an die Damen und Western an die Herren verkaufte. In diesem Geschäft bezogen wir ab sofort regelmäßig unsere Perry-Hefte. Wir entdeckten sogar, dass "Geffe's Bücherbörse" noch eine zweite Filiale hatte, in der wir manchmal Heftnummern bekamen, die in dem ersten Laden ausverkauft waren, und außerdem gab es ja noch die Flohmärkte, auf denen wir uns samstags stapelweise mit Perry-Romanen und -Comics eindeckten.

Im Jahr 1980 stand dann ein unglaubliches Jubiläum bevor: Im Oktober erschien Heftroman Nr. 1000, "Der Terraner", wieder geschrieben von William Voltz, und am Ende des Monats fuhren wir wie Tausende von anderen Fans zum dreitägigen "Perry-Rhodan-Weltcon" im Kongresszentrum Rosengarten in Mannheim. Die Veranstaltung fand von Freitag bis Sonntag statt und fiel genau auf das Ende unserer Schulferien. Nach drei Tagen kehrten wir voller Eindrücke aus einer anderen Welt wieder zurück nach Hause, und am nächsten Tag saßen wir wieder in der Schule.

Zum 50-jährigen Perry-Jubiläum im Jahr 2011 findet wieder ein Weltcon statt, und der Verlag hat sich dafür etwas Besonderes ausgedacht: Perry kehrt zurück in den Rosengarten nach Mannheim. Eine Reise in die Zukunft, aber auch eine Rückkehr in meine Jugendzeit. > Ich werde da sein!


Fünf Romane aus fünf Jahrzehnten

Perry Rhodan überlebte den Zusammenbruch des Heftroman-Markts Mitte der Achtziger Jahre und wurde in den Neunziger Jahren zum Multimedia-Phänomen: Heute erscheint immer noch jede Woche ein neuer Perry-Heftroman am Bahnhofskiosk, zeitgleich auch als eBook und Hörbuch, dazu Taschenbuch- und Taschenheft-Serien, die so genannten "Silberbände", in denen die Romanserie in Buchform zusammengefasst wird, Comics, Hörspiele, Computer- und Sammelkartenspiele, und sogar eine im September startende modernisierte Neuerzählung der Serie unter dem Titel "Perry Rhodan Neo". Inzwischen sind über 2600 Perry-Heftromane erschienen. Zählt man die verschiedenen Ablegerserien, Bücher und Taschenbücher hinzu, gibt es heute locker über 4000 Romane, die im Perry-Rhodan-Universum spielen.

Wie soll sich ein Neuleser in diesem komplexen Universum zurechtfinden? Mit welchem Werk beginnen: einem Jubiläumsband, einem Buch, Heft Nr. 1, Perry Neo?

Mein Tipp: Mach es so wie ich in den Siebzigern. Schnapp dir einfach irgendeinen Roman und fang an zu lesen. Da gibt es Pulp und Golden Age, Routine und schriftstellerische Glanzleistungen, Action und philosophische Reflektionen, Reisegeschichten, Abenteuer- und Agentenromane. Such, was dir gefällt. Du wirst nicht immer alles verstehen, aber das macht nichts. Es kommt gar nicht darauf an, den ganzen gigantischen Hintergrund zu erfassen. Gerade solche Romane, die von den Fans oft als "Lückenfüller" geschmäht werden (weil sie die "Gesamthandlung nicht voran bringen"), sind oft die besten und machen Lust darauf, Perrys Welt weiter zu erkunden.

Fünf Perry-Romane aus fünf Jahrzehnten habe ich jetzt noch einmal gelesen und meine Beobachtungen dazu aufgeschrieben. Dabei handelt es sich um eine ganz subjektive Auswahl. Ich habe nicht nach den besten oder wichtigsten Romanen gesucht, sondern nach Werken, die mir zu irgendeinem Zeitpunkt besonders gefallen haben oder wichtig für mich waren. Dies sind die fünf Romane:

> Perry Rhodan Nr. 248: Clark Darlton: Unter Einsatz seines Lebens (1966)
> Perry Rhodan Nr. 680: H. G. Francis: Strafplanet der Eroberer (1974)
> Perry Rhodan Nr. 1007: William Voltz: Die Kosmische Hanse (1980)
> Perry Rhodan Nr. 1901: Hubert Haensel: Tödliche Tessma (1998)
> Perry Rhodan Nr. 2376: Leo Lukas: Tolle Tage in Terrania (2007)

Als Bonus habe ich auch noch zwei Terra-Astra-Romane neu gelesen, die aus dem wichtigen Jahr 1978 stammen. Terra Astra war in den Siebzigern eine Heftroman-Reihe "aus der Perry-Rhodan-Redaktion", in der sowohl klassische Science-Fiction-Romane auf Deutsch herausgebracht wurden, als auch neue Romane deutscher Autoren. Dies war Gelegenheit für Comebacks von Altmeistern und die Erprobung junger Autoren, die später dann auch für Perry Rhodan schrieben:

> Terra Astra Nr. 378: W. W. Shols: Calhouns Planet (1978)
> Terra Astra Nr. 379: Hubert Haensel: Das Geisterschiff (1978)

Es würde mich interessieren, die Erinnerungen von anderen alten Fans zu hören. Viele von euch werde ich ja in Mannheim treffen.



Text: (c) Olaf Brill
Veröffentlicht am 15. September 2011